Massive Beschleunigung der Rückwärtslogistik
Interessierte Firmen, Institutionen und Schulen aus dem Kanton Zürich, können sich auf der digitalen Plattform der Hirslanden-Gruppe «Together we test» anmelden und erhalten das Testmaterial von der Schweizerischen Post zugesendet. Nach der Entnahme müssen die Coronaproben möglichst schnell an den verschiedenen Standorten abgeholt und in die Labors zur Analyse gebracht werden. Werden die Proben mit der A-Post ins Labor gesendet, liegen die Resultate erst nach 24 bis 36 Stunden vor. Dies dauerte vielen Firmen und Schulen zu lange. Deshalb suchte die Stadt Zürich und die Hirslanden-Gruppe eine Lösung, um die Rückwärtslogistik massiv zu beschleunigen mit dem Ziel, die Analyseresultate schneller zu übermitteln. Innert kürzester Zeit haben die Unternehmen Rikscha Taxi Schweiz AG, Xplanis AG, Genossenschaft Veloblitz und swissconnect ag einen Spezialkurierdienst für ein Pilotprojekt auf die Beine gestellt. Dieser wurde innert weniger Tage umgesetzt und funktioniert nicht nur schnell und zuverlässig, sondern auch ökologisch, da die Abholungen von Velokurieren-innen durchgeführt werden. Die Coronaproben werden nun schnellstmöglich abgeholt und treffen innert maximal vier Stunden im Labor ein. Die Expresslogistik trägt einen wesentlichen Teil zum erfolgreichen Corona Massentest-Programm des Kantons Zürich bei. Dabei zeigt sich, dass enge Kollaborationen zwischen verschiedenen Firmen am zielführendsten sind.
Gieri Cathomas, Sie sind bei «Together we test» externer Projektleiter der Hirslanden-Gruppe, des grössten medizinischen Netzwerkes der Schweiz. Für das repetitive Testen können sich Unternehmen, Schulen und Institutionen auf der IT-Plattform «Together we test» registrieren. Was ist die Bedeutung des repetitiven Testens?
Dank dem repetitiven Testen lassen sich asymptomatische Covid-19-Infektionen zuverlässig erkennen und damit Infektionsketten früh unterbrechen. Nebst Impfen, Contact Tracing und dem Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln ist das repetitive Testen ein wichtiger Grundpfeiler bei der Überwindung der Covid-19-Pandemie und damit zur Rückkehr zur Normalität.
Um die Proben einzusammeln und schnell in die Labors zu bringen, wurde innert weniger Tage ein spezieller Kurierdienst auf die Beine gestellt. Wie zufrieden sind Sie mit der erarbeiteten Lösung für die Rückwärtslogistik?
Ich finde es faszinierend, wie im Projekt «Togehter we test» unterschiedliche Partner gemeinsam am gleichen Strick ziehen und dasselbe Ziel verfolgen. So jetzt auch bei der Rückwärtslogistik, in die gleich mehrere Kurierdienste involviert sind und einen tollen Job machen.
Pascal Nydegger, Sie sind Geschäftsführer der Rikscha Taxi Schweiz AG, welche ökologische Transportlösungen in Zürich, Basel und Bern anbietet. Welches ist die Rolle der Rikscha Taxi AG?
Die Rikscha Taxi Schweiz AG ist verantwortlich für Konzept und Planung, das Akquirieren und Koordinieren aller beteiligten Partner sowie für die operative Umsetzung der Rückwärtslogistik des Projekts.
Was war die grösste Herausforderung bei der Umsetzung?
Die hohe logistische Komplexität, der rasche Aufbau aller Prozesse und die Koordination aller beteiligten Instanzen und Partner.
Rudolf Hänni, Sie sind CEO der Xplanis AG, welche Transportlogistikkonzepte erarbeitet und die Transportmanagementsoftware X4fleet entwickelt und betreibt. Welches ist die Rolle der Xplanis AG?
Die Xplanis ist verantwortlich für das Logistikkonzept und das Logistikdesign, die Prozesse und deren Abbildung in der Transportmanagementsoftware X4fleet, sowie die Bereitstellung der Fahrer- und Kommissionier-APP.
Was war die grösste Herausforderung bei der Umsetzung?
Bedingt durch die Vorgabe von vier Stunden ab Transportabruf bis zum Eintreffen im Labor war die Aufgabe nur durch eine mehrstufige Transportlogistik zu bewältigen. Für jede Stufe mussten eigene Touren und Tourgebiete (Cluster) geplant werden die über definierte Übergabepunkte und -Prozesse mit der unteren resp. oberen Ebene verknüpft sind. Da kaum belastbare Angaben über die zu bewältigende Menge vorlagen, muss die gewählte Lösung vollständig skalierbar sein. Eine Herausforderung waren sicherlich auch die zeitlichen Voraussetzungen, ab Auftragsvergabe bis zum Start standen wenige Tage zur Verfügung.
Thierry Bossard, Sie sind Velokurier bei der Genossenschaft Veloblitz und sammeln die Coronaproben ein. Inwiefern unterscheiden sich diese Abholungen von ihrer täglichen Arbeit als Velokurier?
Rein operativ unterscheiden sich diese Abholungen nicht gross vom täglichen Geschäft, da die Velokuriere-innen vom Veloblitz seit vielen Jahren Probenabholungen und medizinische Sendungen in und um Zürich erledigen. Während dem Testprogramm besteht der grösste Unterschied darin, dass ein Velokurier-in ein zugewiesenes Gebiet (Cluster) befährt und dieses praktisch nicht verlässt. Man bewegt sich also immer im gleichen Teil der Stadt und sammelt dort alle Coronaproben in Rekordzeit ein. Je nach Gebiet können einige Kilometer und Höhenmeter zusammenkommen. Die Abwechslung macht mir Spass und ist interessant!
Wie ist die Reaktion, wenn Sie mit dem Velo bei den Firmen, Schulen oder Institutionen eintreffen, um die Coronaproben abzuholen?
Durch die Abdeckung der zugewiesenen Gebiete, erfolgt die Abholung der Coronaproben äussert speditiv und bereits kurz nachdem wir den Abholauftrag erhalten haben. Die Kunden-innen sind positiv überrascht, dass wir vom Veloblitz eine solch schnelle Dienstleistung anbieten und den Kanton im Kampf gegen Corona unterstützen. Eine häufige Bemerkung ist: „Was? Sie sind schon da? Ich habe die Bestellung doch gerade erst ausgelöst!».
Christoph Masoner, Sie sind Gründer der swissconnect ag, des schnellsten und nachhaltigsten Kurierdienstes der Schweiz. Welches ist die Rolle der swissconnect ag?
swissconnect ist seit über 20 Jahren auf den schnellen und ökologischen Transport von Laborproben in der ganzen Schweiz spezialisiert. Dafür haben wir ein einzigartiges Transportsystem entwickelt und verbinden die lokalen Velo- und Taxikuriere mit den Schweizerischen Bahngesellschaften. Die digitale Verbindung findet über eine zentrale Logistiksoftware statt. Diese langjährige Erfahrung und die wertvollen Kontakte durften wir beratend einbringen, um sicher zu stellen, dass die angebotene Logistiklösung hinsichtlich Qualität, Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit die Erwartungen der Auftraggeber übertrifft.
Was war die grösste Herausforderung bei der Umsetzung?
Als Expresskurierdienst im Laborbereich sind wir uns genaues Arbeiten unter hohem Zeitdruck gewohnt. Beim Pilotprojekt wussten wir jedoch wenig über die zu erwartenden Mengen an Coronaproben, welche einzusammeln sind - das war herausfordernd. Die Motivation, dem Kanton Zürich und der Hirslanden-Gruppe eine schnelle und ökologische Logistiklösung zu präsentieren war aber viel grösser als jede Herausforderung. Wir hoffen, dass auch andere Regionen der Schweiz von den Erfahrungen, welche wir in Zürich machen, profitieren können. Durch unsere nationale Präsenz ist diese Logistiklösung skalierbar und kann auch in anderen Regionen der Schweiz im Kampf gegen Corona unterstützen.
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