20. April 2021

Micro-Hub in Vevey: für die effiziente und ökologische Feinverteilung von Gütern im urbanen Gebiet

Michael Hauenstein Autor: Michael Hauenstein
Kategorie: Nachhaltigkeit, Technologie

Der stetig steigende Güterverkehr stellt Städte und Transporteure vor Herausforderungen. Die Anzahl der Lieferungen in die Innenstädte steigt und führt zu Konflikten zwischen  Anlieferer und Anwohner bzw. Fussgänger. Es gilt also, die letzte Meile effizienter und ökologischer zu gestalten, um den Güterverkehr in den Innenstädten zu reduzieren. Mit Unterstützung der Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität (KOMO) betreibt Vélocité Riviera seit Anfangs 2020 einen Micro-Hub in Vevey und übernimmt die Feinverteilung der Güter mit Cargo-Bikes für Camion Transport. Im folgenden Blogartikel erfahren Sie, wie das Fazit der involvierten Akteure ausfällt, wie die digitale Verbindung zwischen Transporteur und lokalem Velokurier sichergestellt wird und wie dieses Projekt auch in vielen anderen Schweizer Städten umgesetzt werden könnte.

 

Micro-Hub Vevey, Feinverteilung der Güter mit dem Cargo-Bike

Sylvain Galé, Sie sind Leiter der Camion Transport Niederlassung in Vufflens-la-Ville - auf welche Herausforderungen stößt Camion Transport, wenn die LKW's in die Innenstädte fahren und zum Entladen mehrmals anhalten müssen?

Herausforderungen, welche unsere Fahrer_innen antreffen sind die Zunahme von leichten Nutzfahrzeugen im Zusammenhang mit dem E-Commerce und die missbräuchliche Nutzung von Lieferflächen. Weiter sind dies die begrenzten Zufahrtszeiten zu bestimmten Zonen sowie die Zustellung von Lieferungen, die von verschiedenen Spediteuren für denselben Ort durchgeführt werden.

Ist es möglich, die Güter mit dem Fahrrad zu transportieren, für welche ein LKW eingesetzt wird?
Wir sind spezialisiert auf Sammelgut, Pakete bis ca. 30 kg machen einen kleinen Teil unseres Volumens aus. Wann immer möglich, nutzen wir Velocité Riviera und den neuen Mikro-Hub in Vevey, um die Empfänger in dieser Region zu beliefern. Momentan ist festzustellen, dass der LKW nach wie vor am effektivsten und effizientesten für die Lieferung schwerer und / oder sperriger Güter ist.

Sylvain Galé, Camion Transport, Niederlassungsleiter Vufflens-la-Ville

Was ist Ihnen am neuen Mikro-Hub in Vevey wichtig?
Die Qualität muss den Standards von Camion Transport entsprechen. Der Informationsfluss muss in beide Richtungen so weit wie möglich automatisiert sein. Informationen wie der Zeitpunkt des Eintreffens beim Empfänger, der Name des Empfängers oder die digitale Unterschrift sind für uns und unsere Kunden wichtig.

Was sagen Ihre Kunden zu ökologischen Lieferungen?
Für uns ist es wichtig, weiterhin innovativ zu sein. Camion Transport engagiert sich schon seit langem für die Umwelt und hat die ökologische Verantwortung in seiner Unternehmensphilosophie verankert. Das Thema ist aktuell und das Feedback unserer Kunden ist positiv. Mit Vélocité Riviera können wir auf einen zuverlässigen und flexiblen Partner zählen. Die gewonnenen Erfahrungen werden wir nutzen, um unser nachhaltiges Ziel zu festigen, bis 2025 die städtischen Zentren emissionsfrei zu bedienen.

Adrien Roy, warum haben Sie das Micro-Hub Projekt in Vevey initiiert?
Wir von Vélocité Riviera beobachten jeden Tag die Schwierigkeiten, die durch den Verkehr von Transportfahrzeugen im Herzen der Stadt entstehen. Die LKW's sind gezwungen, große Umwege zu fahren, um die zu beliefernden Adressen zu erreichen. Beim Empfänger angekommen, haben sie keinen Platz zum Parken und sind gezwungen, auf dem Trottoir, auf Busspuren, Radwegen oder auf der Straße zu halten. Wir haben festgestellt, dass wir die meisten Lieferungen dank unserer Cargo-Bikes mit viel weniger Aufwand erledigen konnten.


Welches Problem werden Sie mit dem Micro-Hub lösen?
Durch die Konsolidierung und Verlagerung von Waren auf unsere Cargo-Bikes werden wir den motorisierten Verkehr in der Innenstadt reduzieren. Mit dem Zugang zum Mikro-Hub müssen Lieferfahrzeuge nicht mehr durch die Innenstadt fahren, um kleine Waren auszuliefern. Das bedeutet weniger Staus, weniger Lärm und weniger Emissionen auf den Straßen. Die Stadt ist wieder ein angenehmer Ort zum Leben, sowohl für die Bewohner als auch für die lokalen Unternehmen und Geschäfte.

Adrien Roy, Vélocité Riviera

Wie läuft der Prozess zwischen Camion Transport und Vélocité Riviera ab?
Der Austausch digitaler Daten und insbesondere die Rückverfolgbarkeit von Paketen hat in einer logistischen Kette absolute Priorität. Noch bevor Camion Transport die Ware physisch ausliefert, kennen wir die Liste der zu beliefernden Adressen. Unsere jeweiligen Softwares sind über eine leistungsfähige Schnittstelle miteinander verbunden. Sobald die Disposition von Camion Transport ein Paket an den Micro-Hub transferiert, erhalten wir den Lieferauftrag in der Logistiksoftware von swissconnect, mit welcher wir arbeiten. Einmal im Mikro-Hub angekommen, wird das Vorhandensein des Pakets durch den Kurier über eine mobile Applikation bestätigt. Wenn es dann beim Endempfänger ankommt, fragt der Kurier nach der elektronischen Unterschrift und dem Namen der Person, die das Paket erhält. Dank der swissconnect-Schnittstelle werden all diese Informationen in Echtzeit an Camion Transport gesendet. Der Kunde, der Empfänger und alle, welche an der Logistik beteiligt sind, können sich jederzeit informieren, wo sich das Paket befindet.

Sie suchen weitere Transporteure, die ihre Waren an den Mikro-Hub in Vevey liefern und von der schnellen und umweltfreundlichen Feinverteilung in der Region Waadt-Riviera profitieren möchten. An wen können sich Interessenten wenden?
Vélocité Riviera bietet an, sich um die Pakete auf dem letzten Kilometer zu kümmern. Dabei handelt es sich um jenen Teil der Lieferung, welcher proportional am umweltschädlichsten ist und am meisten Zeit in Anspruch nimmt. Spediteure, die unseren Service in Anspruch nehmen möchten, werden gebeten, mich direkt zu kontaktieren (Adrien Roy, [email protected]). Weitere Informationen finden sich auch auf der Homepage unseres Micro-Hubs.

Alois Freidhof, Sie sind Fachspezialist Mobilität und sind Leiter des Programms KOMO. Wer ist KOMO?

Die Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität (KOMO) ist die zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle des Bundes in Sachen nachhaltiger Mobilität. Sie fördert innovative Projekte mit einem finanziellen Beitrag und wird von sechs Bundesstellen getragen: dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), dem Bundesamt für Strassen (ASTRA), dem Bundesamt für Umwelt (BAFU), dem Bundesamt für Verkehr (BAV), dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und dem Bundesamt für Energie (BFE).

Welche Art von Projekten haben die Chance, von KOMO unterstützt zu werden?

Wir suchen Projekte, die:

- Innovations- und Marktpotenzial haben.

- Potenzial für Energieeffizienz haben und eine CO2-Reduktion aufweisen.

- möglichst keine negativen Auswirkungen auf andere Umweltbereiche haben.

- positive Effekte auf die nachhaltige Verkehrspolitik, die Umwelt und die Gesundheit haben.

Alois Freidhof, Fachspezialist Mobilität und Leiter Programm KOMO

Die KOMO hat sich entschieden, den Micro-Hub in Vevey zu unterstützen. Warum?

In der KOMO-Ausschreibung vom Frühjahr 2020 haben wir nach innovativen Projekten gesucht, welche die nachhaltige Güterlogistik fördern und das Projekt «Micro-HUB Vevey» hat die Anforderungen erfüllt. Als positiv bewertet wurde die Verlagerung des Gütertransports auf der letzten Meile auf das nachhaltige Verkehrsmittel Cargo-Bike. Der Ansatz, die Fahrten zu bündeln, d.h. einen Service anzubieten für die Feinverteilung, der von mehreren Transporteuren genutzt werden kann, wurde ebenfalls als vorteilhaft gewertet. Zudem besteht ein hohes Potential, Nachahmer zu finden für dieses Konzept, da es sich in ähnlicher Form auch in vielen anderen Schweizer Städten und Gemeinden umsetzen lässt.

Micro-Hub Projekt ist skalierbar

In den grössten 22 Schweizer Städten arbeiten die lokalen Velokuriere eng mit der swissconnect ag zusammen und nutzen seit vielen Jahren eine zentrale Logistiksoftware, welche via Schnittstelle an die Software verschiedener Transporteure angebunden werden kann. Das Projekt des Micro-Hubs Vevey wird dadurch skalierbar und lässt sich in allen grösseren Schweizer Städten anwenden.

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Christoph Masoner
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