Die Zusammenarbeit zwischen der swissconnect ag und dem Velokurier Bern besteht seit über 20 Jahren und könnte aus den Köpfen nicht mehr weggedacht werden. Doch wie schaut diese enge Kollaboration im Tagesgeschäft aus? Eine Berichterstattung über den traditionsreichen Kurierdienst in der Hauptstadt und und eine Erklärung, warum der Fahrradkurier Lukas im Notfall in der ersten Klasse der SBB mitfahren darf.
Vor mehr als 32 Jahren fuhren die ersten zwei Velokuriere Berns, damals noch als Einzelunternehmer, mit dringenden Sendungen in der ganzen Stadt umher. Heute sieht das alles etwas anders aus: rund 63 Mitarbeitende halten den Velokurier Bern am Laufen, oder passender, am Fahren. Sie planen, disponieren und erledigen Transporte für die unterschiedlichsten Branchen. Für die Gesundheitsinstitutionen seien sie am häufigsten unterwegs, so Verena Poncet, Bereichsleiterin Disposition: «Die meisten Aufträge fahren wir für die Medizinbranche: Laborproben aus Arztpraxen und Spitäler, sowie Medikamente aus Apotheken.» Auch für den Detailhandel, den Finanzmarkt und die Verwaltung seien sie häufig auf den Strassen von Bern und Agglomeration unterwegs. Seit Beginn der Pandemie fallen auch sonst regelmässige Transporte aus, wie beispielsweise diejenigen aus der Reisebranche. Kaum jemand bestelle nun noch eine Kurierfahrt für die Abholung eines Visa. «Mit Schnellerteller haben wir auch einen eigenen Food-Lieferservice. Der hat das Auftragsvolumen seit Frühling 2020 mindestens verdreifacht», so Poncet.
Ökologisch, zuverlässig, schnell
Heute ist der Velokurier Bern als Genossenschaft organisiert und agiert angelehnt an das soziokratische Modell, wie Poncet erläutert: «Im Jahr 2020 haben wir die Geschäftsleitung als solche ersetzt durch fünf Bereichsleitungen. Dadurch sind die Strukturen der Genossenschaft sehr flach, und die Mitarbeitenden, wovon die meisten auch Genossenschafter:innen sind, können ihre Ideen und Anliegen direkter einbringen. Diese flache Hierarchie ist nicht neu, sondern Tradition, die gelebt wird.» Dies zeigt sich auch im Alltag: mittags wird gekocht und an einem grossen Tisch gemeinsam gegessen, alle Mitarbeitenden erhalten einen Einheitslohn. Wenn sich der Velokurier Bern in drei Worten beschreiben müsste, dann wären diese ökologisch, zuverlässig, schnell. Das passt: in Bern und Umgebung sind die Kurier:innen ausschliesslich mit Fahrrädern und Lastenrädern unterwegs, manchmal mit Anhänger. Durch ein betriebseigenes Wiki, regelmässige Sitzungen in der Disposition und ausführliche Einarbeitungsprozesse neuer Kuriere wird auch klar, dass die Zuverlässigkeit und Genauigkeit einen hohen Stellenwert hat.
Dynamische und abwechslungsreiche Arbeitstage
Um noch einen etwas genaueren Einblick in den Kurier:innenalltag zu erhalten, haben wir mit Lukas Andrae (33) gesprochen, der seit einigen Jahren auf dem Velo im rot-schwarzen Tenue vom Velokurier Bern unterwegs ist. Zuerst wollten wir wissen, wie man überhaupt Velokurier wird: «Bekannte von mir haben auch beim Velokurier gearbeitet, und da ich auf der Suche nach einer Arbeit war, habe ich mich eben beworben. Und bin geblieben. Mir gefällt die dynamische und abwechslungsreiche Arbeit, die physisch anstrengend und psychisch doch entspannend ist. Das Umfeld ist stimmig, die Arbeit gibt mir soziale und finanzielle Sicherheit.» Vor seiner Zeit als Velokurier war Lukas Andrae abwechselnd als Zimmermann, Student an der Jazzschule, Fotograf und Holzskulpturenbauer unterwegs, wobei er beide letztere Tätigkeiten auch heute noch ausübt.
Im Notfall reist der Kurier in der ersten Klasse
Ein Ereignis, das ihn als Velokurier geprägt hat und das er wohl nie wieder vergessen werde, war eine ungewollte Zugfahrt nach Zofingen. Lukas erhielt den Auftrag, eine Sendung der swissconnect ag am Bahnhof umzuladen. Als die Sendung im Zug Richtung Empfänger deponiert wurde, ging plötzlich schon die Gepäckwagentür zu und der Zug nahm Fahrt auf – samt Lukas an Bord. Erst nach dreissig Minuten Fahrt konnte er wieder aussteigen und durfte dank grosszügiger Kulanz der SBB Reisebegleiter:innen in der 1. Klasse nach Bern zurückfahren. In der Zwischenzeit haben seine Kolleg:innen seinen Kurierrucksack und sein Velo vom Perron geräumt und sicher deponiert. So konnte nach einer turbulenten Stunde die gewöhnliche Arbeit wieder aufgenommen werden. Zum Abschluss stellten wir die Frage, wann er das letzte Mal in eine Karte geschaut habe, um eine Sendung abzuholen oder auszuliefern. «Das war gestern», so Lukas, «online-Karten sind mein daily tool, die brauche ich immer».
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